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Solos & Sights - Das Projekt

Das Projekt Solos & Sights bringt zwölf internationale Musikerinnen und Musiker mit Migrations-/ Fluchthintergrund zusammen, die seit weniger als 10 Jahren in der Bodenseeregion leben. Diese Initiative will einen Rahmen für Vielfalt und multikulturelle Begegnung schaffen, der die Kluft zwischen den Menschen überbrückt, wo Musik und Sehenswürdigkeiten zu einem Ganzen werden. 

Dieses Projekt ist eine Gelegenheit für die verschiedenen Kulturförderstellen rund um den Bodensee, sich der Vielfalt zu öffnen und sich anderer Kulturen bewusst zu werden, indem sie sich aktiv an dem Projekt beteiligen und die Künstlerinnen und Künstler durch einen sorgfältigen Auswahl- und Rechercheprozess nominieren. Zu den Mitglieder der Kommission Kultur der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK)gehören  die Bundesländer Vorarlberg, Baden-Württemberg, Bayern, das Fürstentum Liechtenstein sowie die Kantone St. Gallen, Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden, Schaffhausen, Thurgau und Zürich.  

Solos & Sights will Kulturschaffende fördern und Chancengleichheit im künstlerischen Schaffen, indem es Künstlerinnen und Künstler in ihrer Arbeit unterstützt und inspiriert. Das Projekt wurde vom Kulturamt des Kantons Thurgau im Auftrag der Kommission für Kultur der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK) im Jahr 2020 initiiert, insbesondere dank der Initiative von Martina Keller. Die künstlerische Leitung liegt bei der Musikerin Simone Keller und dem Künstler San Keller. Sie werden dabei unterstützt von dem Hörspiel-Regisseur Erik Altorfer und dem Schriftsteller Usama Al Shahmani, der Kuratorin Arianna Guidi und der Grafikerin Devika Salomon. 

Um den Prozess dieser Initiative zu formulieren und zu visualisieren, organisierten die künstlerischen Leiter ab Mitte Januar zwei Tage lang Aufführungen und öffentliche Versammlungen als partizipativen und aktiven Schritt in Richtung der Menschen – des Publikums, und in Richtung der Abschlussveranstaltung des Projekts. 

Der Workshop diente auch dem gegenseitigen Kennenlernen und dem Kennenlernen von Frauenfeld und möglichen “Sights”.

Wie bereits in diesem Workshop erprobt, bestand eine der Herausforderungen für die Musikerinnen und Musiker darin, sich an die verschiedenen Orte in der Stadt Frauenfeld anzupassen und die richtige Orte für ihr Solo zu finden. Den perfekten Ort gibt es nicht. Aber das Team ist der Meinung, dass es die Möglichkeit gibt, mit den gastgebenden Orten in einen Dialog zu treten, indem man selbst zum Gastgeber wird und eine kreisförmige Welle der Annäherung an den anderen schafft, indem man die Bedingungen des jeweiligen Ortes akzeptiert. 

Während der Workshops konnten die Musikerinnen und Musiker bereits Orte wie das Einkaufszentrum “Passage”, die Shedhalle im Eisenwerk, Parkplätze und Tiefgaraschen, die Terrasse des kantonalen Kulturamts und die Buchhandlung Marianne Sax in Frauenfeld erkunden.  

Für die Abschlussveranstaltung des Projekts, die am 25. Juni 2022 in Frauenfeld stattfinden wird, organisiert das Team einen offenen Aufruf, der sowohl die lokalen Akteure als auch die Bevölkerung einbezieht, um die Musikerinnen und Musiker bei ihrem Solo und dem Raum, der sie beherbergen wird, zu unterstützen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht nicht das gemeinsame Musizieren, sondern eine Art gemeinsames Gehen, an dem alle teilnehmen. Während der Veranstaltung wird jede/r Musiker/in an seinem/ihrem Platz aus der Gruppe heraustreten und sein/ihr Solo spielen. Nach jeder Darbietung schliesst sich der/die Musiker/in wider der Gruppe an, die zum nächsten Ort weiterläuft, wo ein/e andere/r Musiker/in spielt. 

Der Spaziergang durch die Straßen von Frauenfeld istauch eine Möglichkeit für die Öffentlichkeit, auf die Veranstaltung aufmerksam zu werden und hoffentlich mit allen Musikerinen und Musiker am Spaziergang teilnehmen. Tenor- und Oud-Klänge, Gitarrensaiten und Rap werden den ganzen Tag in der Stadt Frauenfeld erklingen.

Während des Projekts sind die Musikerinnen und Musiker an verschiedenen Initiativen beteiligt. Dazu gehören die Erstellung eines Podcasts zusammen mit Erik Altorfer, Rami Msallam and Anna Bertram, das Verfassen von Textenmit Usama Al Shahmani, gemeinsame Proben mit Simone Keller und humorvolle und einzigartige Performances mit San Keller.

Worte, Melodien und Geschichten überschneiden sich und eine schöne multikulturelle Erfahrung wird geschaffen.

Das Team

Simone Keller, Projektleitung (Musikerin) 
Die Schweizer Pianistin Simone Keller pflegt ein sehr breites Repertoire in der klassischen und modernen Musik bis hin zu experimentellen und interdisziplinären Formaten, eigenen Konzepten und Vermittlungsprojekten. Mit dem Regisseur Philip Bartels führt sie die Produktionsfirma ox&öl, die partizipative und interdisziplinäre Musiktheaterproduktionen durchführt. 2019 wurde Simone Keller mit einem IBK-Förderpreis ausgezeichnet. 

San Keller, Projektleitung (Künstler) 
San Keller, geboren 1971 in Bern, lebt und arbeitet in Zürich. Er ist bekannt für seine partizipativen Performances, für ephemere Aktionen, welche häufig auch soziale Experimente sind. Er ist Leiter des Studiengangs Kunst und Vermittlung an der Hochschule Luzern und Co-Leitung des Studiengangs K++V zusammen mit Sebastian Utzni.

Martina Keller, Projektinitiatorin (Kulturamt Thurgau)
Martina Keller ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und stellvertretende Amtsleiterin des Kulturamts Thurgau. Sie verantwortet das Projekt "Solos & Sights" seitens Kulturamt Thurgau, das von der Kommission Kultur der IBK für die Durchführung der Künstlerbegegnung 2021/2022 beauftragt wurde. Martina Keller hat an der Universität Zürich Germanistik und Anglistik studiert und lebt in Winterthur.  

Erik Altorfer, Beratung und Workshopleitung (Regisseur/Dramaturg) 
Erik Altorfer ist freischaffender Regisseur und Dramaturg. Er war Künstlerischer Leiter des Autorenförderprojekts Dramenprozessor und ist als Regisseur und Autor für Deutschlandfunk Kultur, Bayerischer Rundfunk, Hessischer Rundfunk, Radio SRF 2 Kultur und RSI / Rete Due tätig. Er leitet Schreib-Theater-Projekte und Hörspielworkshops (in Ägypten, Kenya und Uganda) und unterrichtet an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) und an der Pädagogischen Hochschule Zürich (PHZH). 

Usama Al Shahmani, Beratung und Workshopleitung (Autor) 
Usama Al Shahmani, geboren 1971 in Bagdad und aufgewachsen in Qalat Sukar (Nasiriya), hat arabische Sprache und moderne arabische Literatur studiert, er publizierte drei Bücher über arabische Literatur, bevor er 2002 wegen eines Theaterstücks fliehen musste und in die Schweiz kam. Er arbeitet heute als Dolmetscher und Kulturvermittler und übersetzt ins Arabische. Sein erster Roman "In der Fremde sprechen die Bäume arabisch" wurde mehrfach ausgezeichnet, sein zweiter Roman "Im Fallen lernt die Feder fliegen" ist im August 2020 erschienen. Usama Al Shahmani lebt mit seiner Familie in Frauenfeld.

Arianna Guidi (Kuratorin)
Arianna Guidi ist eine unabhängige Kuratorin und Designerin, die ursprünglich aus Rom stammt. Ihre kreative Reise begann in den Niederlanden, wo sie an der ArtEz in Enschede Kunst und Design studierte. Nachdem sie an verschiedenen Ausstellungen für De Museumfabriek in Enschede und The Science and Technology Summit in Den Haag mitgewirkt hatte, zog sie nach London, um den MA in Contemporary Typographic Media am London College of Communication zu absolvieren. Arianna arbeitete für verschiedene führende Branding- und Designagenturen in London und Amsterdam als Kreativdesignerin und Beraterin. 2019 zog sie in die Schweiz, um den MAS in Curating an der ZHdK zu absolvieren und begann ihre kuratorische Praxis, die sich auf Performance, Sprache und multikulturelle Perspektiven konzentriert. Gemeinsam mit Myriam Boutry ist sie Gründerin des Kuratorenbüros Nomadic Shapes und arbeitet mit unabhängigen Räumen und Galerien wie dem OnCurating Project Space (OCPS) und der Sommer Gallery for Contemporary Art in Zürich.

Devika Salomon, Kommunikation (Designerin)
Devika Salomon wurde 1985 in Sri Lanka geboren und ist in Zürich aufgewachsen. Sie arbeitete für Werbe- und Designagenturen wie Wirz, Publicis und Havas Creative. Sie ist Mitbegründerin von "Colors Sans Frontières", einem kreativen, integrativen Programm für Flüchtlinge in Zürich. Sie ist Mitbegründerin der "Sambol Foundation", die Opfern von häuslicher Gewalt, Vergewaltigung und alleinerziehenden Müttern in Not im Süden Sri Lankas rechtlichen Schutz, medizinische Unterstützung, Traumatherapie und Bildung bietet. Sie lebt jetzt mit ihrer Familie in Zürich.

Andrin Uetz ist Musiker, Klanganthropologe, Veranstalter und Journalist. In seiner Dissertation untersuchte er die Soundscapes von Hongkong und entwickelte dabei die Methode der promenadologischen Fieldrecordings. Er interessiert sich insbesondere für Klang und Musik als soziales Phänomen, sowie für ortspezifische Interventionen.

Anna Bertram interessiert sich in ihrer dramaturgischen Praxis für biographische Erzählweisen und den Umgang mit persönlichen Lebenswelten. Darin geht sie auditiv-experimentellen Formen nach sowie der Frage, inwiefern performative Erfahrungen Teil eines Demokratieprozesses sein können. Sie arbeitet als künstlerische Mitarbeiterin im Kulturhaus Helferei Zürich und studiert Dramaturgie an der Zürcher Hochschule der Künste.